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Kann mir das Jugendamt einfach mein Kind wegnehmen?

Gefragt von: Uta Ahrens  |  Letzte Aktualisierung: 29. August 2022
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Immer dann, wenn eine Gefährdung für die körperliche oder seelische Entwicklung eines Kindes besteht und die Eltern nicht willens oder in der Lage sind, diese Gefährdung abzuwenden, muss eine Inobhutnahme erfolgen. In diesem Fall wird das Kind in einer Einrichtung oder einer Pflegestelle untergebracht.

Unter welchen Umständen darf das Jugendamt das Kind weg nehmen?

Sie ist in § 42 SGB VIII geregelt, und kann erfolgen, wenn entweder das Kind selbst es fordert, oder wenn eine dringende Gefahr für das Wohl des Kindes angenommen werden muss, und die Personensorgeberechtigten (die Eltern) nicht widersprechen ODER eine familiengerichtliche Entscheidung nicht rechtzeitig eingeholt ...

Kann das Jugendamt einfach die Kinder wegnehmen?

Als Exekutive kann das Jugendamt ein Kind sofort aus einer Familie nehmen, muss aber umgehend das Familiengericht einschalten. Ausnahme: Die Eltern sind einverstanden. Bei konkreten Hinweisen auf eine Krise gehen Mitarbeiter des Jugendamtes also in die Familie und entscheiden, ob das Kind in Obhut genommen werden muss.

Wann kann das Jugendamt das Sorgerecht entziehen?

Droht eine Kindeswohlgefährdung, und sind die Eltern nicht in der Lage oder willens, die Gefahr abzuwenden, kann das Sorgerecht ganz oder teilweise entzogen werden. Die Eltern können sich durch eine Vollmachterteilung für das Jugendamt dagegen wehren.

Wann kann man der Mutter das Kind wegnehmen?

Das Kindeswohl steht im Zentrum jeder Sorgerechtsentscheidung. Das Familiengericht wird nur dann tätig, wenn es das Kind vor Gefahr für sein körperliches, geistiges oder seelisches Wohl oder wegen Gefahr für sein Vermögen schützen muss.

Jugendamt will Dir Dein Kind wegnehmen - So wehrst Du Dich!

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Was sind schwere erziehungsfehler?

Erziehungsfehler

Schwerwiegende Erziehungsfehler können ständige Tobsuchtsanfälle, staatsfeindliche Erziehung (z.B. Rechtsradikalismus, Anarchismus, radikale Glaubensgemeinschaft) oder aber auch zu hohe oder zu niedrige Anforderungen an das schulische Engagement sein. Sie können einen Sorgerechtsentzug rechtfertigen.

Was darf das Jugendamt entscheiden?

Zu den Hauptaufgaben des Jugendamtes gehört die Beratung von Familien, etwa zum Umgangsrecht. Das schließt auch die Erziehungsberechtigten mit ein. Denn wenn das Jugendamt Hilfe für Eltern leistet, die sich durch die Erziehung ihrer Kinder überfordert fühlen, kann die Inobhutnahme meist verhindert werden.

Welche Gründe für sorgerechtsentzug?

Gründe & Voraussetzungen
  • Schwerwiegende Erziehungsfehler.
  • Misshandlung.
  • Missbrauch des Sorgerechts.
  • Gesundheitsgefährdung.
  • Vernachlässigung.
  • Fragwürdiges Verhalten eines Elternteils z. B. aufgrund einer Suchtkrankheit.
  • Ein gefährliches Umfeld durch Dritte.
  • Veruntreuung des Kindesvermögens.

Wie bekomme ich mein Kind wieder zurück?

Das Jugendamt kann nicht nur mit dem Entzug des Sorgerechts drohen, sondern diesen auch beim Familiengericht beantragen, wobei die Familiengericht hierbei oftmals dem Jugendamt Glauben schenken, so dass Ihnen als Eltern geraten werden muss, vorsichtig vorzugehen und sich anwaltliche Hilfe zu holen.

Kann Jugendamt Mutter Sorgerecht entziehen?

Das Jugendamt darf das Sorgerecht nicht ohne gerichtlichen Beschluss teilweise oder ganz entziehen. Dem richterlichen Beschluss geht dabei ein Verfahren zum Sorgerechtsentzug voraus, welches von Amts wegen eingeleitet wird und Maßnahmen zum Ziel hat, welche die Gefährdung des Kindeswohls abwehren sollen.

Kann man sich gegen das Jugendamt wehren?

Die Wegnahme der Kinder durch das Jugendamt ist eine Inobhutnahme im Sinne der §§ 8a Absatz 3 Satz 2, 42 SGB VIII. Dieser Inobhutnahme sollten Eltern zwingend widersprechen. Der Widerspruch eines personensorgeberechtigten Elternteils reicht aus.

Warum werden Kinder den Eltern weggenommen?

Ein Kind kann nur dann gegen den Willen der Eltern von diesen getrennt werden, wenn eine Kindeswohlgefährdung droht. Eine Kindeswohlgefährdung wiederum kann vorliegen, wenn die Eltern versagen oder das Kind aus anderen Gründen zu verwahrlosen droht.

Wann ist das Wohl des Kindes gefährdet?

Eine Kindeswohlgefährdung liegt gemäß § 1666 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) dann vor, wenn das körperliche, geistige oder seelische Wohl eines Kindes unmittelbar beeinträchtigt oder bedroht ist und die Erziehungsberechtigten diesen Zustand nicht abstellen können oder wollen.

Wie weit darf das Jugendamt gehen?

Rechtsanwältin Möller: Das Jugendamt kann eigenständig Kontakt zu Familien, insbesondere Eltern, aufnehmen, wenn ihm Probleme im häuslichen Umfeld eines Kindes bekannt werden. Dies kann durch Einladung zu Gesprächen, aber auch durch unangekündigte Hausbesuche erfolgen. Es kann auch Verwarnungen aussprechen.

Kann er mir die Kinder wegnehmen?

Können sich die Eltern im Rahmen einer Trennung oder Scheidung nicht über den Aufenthaltsort des Kindes einigen, kann jeder Elternteil beim Gericht das Aufenthaltsbestimmungsrecht beantragen. Dabei steht immer das Kindeswohl im Mittelpunkt und nicht etwa die finanziellen Mittel der Mutter oder des Vaters.

Was sind Gründe für eine Kindeswohlgefährdung?

Ursachen für eine Kindeswohlgefährdung
  • Verletzungen des kindlichen Körpers oder seiner Gesundheit. Jede Straftat, die einem Kind angetan wird, gilt als Gefährdung des Kindeswohls. ...
  • Verweigerung ärztlicher Behandlungen. ...
  • Erziehungsfehler und -defizite der Eltern. ...
  • Elterliche Fehler bzgl. ...
  • Vernachlässigung des Kindes.

Wie werden Kinder vor Gericht befragt?

Der Familienrichter befragt das Kind, allerdings nicht im Gerichtssaal, sondern in einem separaten, kindgerechten Raum. Der Richter will mit seinen Fragen zum Beispiel den Entwicklungsstand des Kindes herausfinden oder auch, ob das Kind von seiner Mutter oder seinem Vater beeinflusst ist.

Wie kann ich mich gegen eine Inobhutnahme wehren?

Es gibt zwei Möglichkeiten, wie sich die Personensorge- bzw. Erziehungsberechtigten gegen die Inobhutnahme wehren können: Sie können nach § 42 Abs. 3 Satz 2 SGB VIII der Inobhutnahme widersprechen oder gegen die Inobhutnahme förmlich Widerspruch im Sinne der §§ 69 ff. VwGO einlegen4.

Was gilt als kindesentzug?

Gemeinsames Sorgerecht ist die Regel

Dann dürfen Vater oder Mutter bestimmen, wo der Lebensmittelpunkt des Kindes ist. Der andere Elternteil ist damit nicht immer einverstanden und entzieht dann in Einzelfällen die Kinder in eine andere Stadt, häufig sogar ins Ausland. Dies nennt man Kindesentziehung.

Wie weit darf eine Mutter mit Kind wegziehen?

Theoretisch könnte sie ihren eigenen Wohnort ändern, aber wo bliebe dann das Kind. Dennoch betrifft die Notwendigkeit der Zustimmung nur den Wohnort des Kindes. Dies gilt auch dann, wenn noch so gute Gründe (aus Sicht der Kindesmutter) für den Umzug sprechen.

Was spricht gegen Sorgerecht für Vater?

Die mangelnde Eignung zur Erziehung ist ein Grund für die Aufhebung der gemeinsamen Sorgerecht. Hier geht die Rechtsprechung davon aus, dass ein Elternteil in der Regel ungeeignet ist, für das Kind zu sorgen und das zu erziehen.

Wie viel kostet ein Sorgerechtsstreit?

Zum 01.01.2021 ist das Kostenrechtsänderungsgesetz in Kraft getreten. Der Verfahrenswert in Sorgerechts- und Umgangsverfahren beträgt 4.000,00 € für Verfahren, die ab dem 01.01.2021 beim Familiengericht eingegangen sind. Wird ein Verfahrensbeistand bestellt, erhöhen sich die Kosten um 550,00 € pro Kind.

Wie verhalte ich mich beim Jugendamt richtig?

Grundsätzlich gilt: Arbeiten Sie immer mit dem Jugendamt zusammen und bauen Sie keine künstlichen Schutzwälle auf. Das Jugendamt und die allermeisten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Jugendämter wollen Ihnen tatsächlich helfen. Grundsätzlich gilt aber auch: Nehmen Sie nicht alles ungeprüft hin.

Warum kommt das Jugendamt nach Hause?

Grundsätzlich achtet das Jugendamt bei Hausbesuchen nicht auf jedes kleine Staubkorn, was herumliegt oder Unordnung im normalen Rahmen. Es geht vielmehr darum, festzustellen, ob das häusliche Umfeld in irgendeiner Form eine Gefährdung für im Haushalt lebende Minderjährige darstellt.

Welche Teile des Sorgerechts können entzogen werden?

Ist das körperliche, seelische oder geistige Wohl eines Kindes gefährdet und sind die sorgeberechtigten Eltern nicht bereit oder in der Lage, dieser Kindeswohlgefährdung Einhalt zu gebieten, kann in das Sorgerecht eingegriffen werden. Hierfür bedarf es immer einer familiengerichtlichen Entscheidung.

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