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Kann man jemanden zwingen in die Psychiatrie zu gehen?

Gefragt von: Oliver Altmann-Wirth  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
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Menschen können gegen ihren Willen in eine Psychiatrie eingewiesen und festgehalten werden – allerdings nur nach richterlichem Beschluss. Pro Jahr verzeichnen die Psychiatrien bundesweit etwa 800 000 stationäre Behandlungen, davon etwa 130 000 im Rahmen einer „Unterbringung“. So werden Zwangseinweisungen auch genannt.

Wie kann man jemand psychisch Kranken einweisen lassen?

In der Regel stellt der Hausarzt, der niedergelassene Psychiater oder Psychotherapeut eine Einweisung in eine Klinik aus. Bei den meisten Patienten erfolgt die Aufnahme in eine psychiatrische Klinik freiwillig.

Wie kann man einen Menschen Zwangseinweisen lassen?

Veranlasst wird die Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik durch eine Behörde (Ordnungsamt), wenn Gefahr im Verzug ist und sich diese nicht durch weniger gravierende Maßnahmen bannen lässt. Bei einer Zwangseinweisung erfolgt der Transport mit einem Krankenwagen im Beisein eines Mitarbeiters des Ordnungsamtes.

Wer kann jemanden in die Psychiatrie einweisen lassen?

Die gesetzlichen Voraussetzungen unfreiwilliger Einweisung sind: - (psychische) Erkrankung oder Behinderung; - dadurch bedingte „gegenwärtige erhebliche Gefahr für sich oder andere“(PsychKG) oder die Gefahr (nicht unbedingt akut) erheblichen gesundheitlichen Schadens des Betroffenen (Betreuungsrecht);

Was sind Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie?

Zwangsmaßnahmen umfassen im Folgenden die Freiheitsentziehung (Unterbringung) ebenso wie die mechanische und pharmakologische Fixierung (Zwangsmedikation) gegen den ausdrücklichen Willen des Patienten.

Wann kommt man in die Psychiatrie? | doku | Engel fragt

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Wer darf eine Unterbringung anordnen?

Für die Entscheidung über die Genehmigung oder Anordnung von Unterbringungsmaßnahmen sind die Amtsgerichte zuständig, da es sich um eine Freiheitsentziehung handelt. Der Richtervorbehalt für Verrichtungen nach § 1906 BGB in § 14 RPflG a.F. wurde durch das FGG-RG nicht in den neuen § 15 RPflG übernommen.

Wann ist eine Zwangsbehandlung zulässig?

Eine Zwangsmedikation aufgrund von § 1906 BGB ist seitdem nur als „ultima ratio“ zulässig und kann nur im Rahmen einer Unterbringung erfolgen, die außer bei Gefahr im Verzug nur mit Genehmigung des Betreuungsgerichts zulässig ist. Seit der Neufassung des § 1906 BGB darf eine Zwangsbehandlung gem. § 1906 Abs.

Wie läuft eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie ab?

Der Betreuer muss beim zuständigen Betreuungsgericht einen Antrag auf Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie stellen. Wenn das Gericht dies befürwortet, kann die betreffende Person – auch gegen ihren Willen und falls nötig unter Polizeibegleitung – dorthin verbracht werden.

Was tun wenn psychisch Kranke sich nicht helfen lassen?

Unter den Rufnummern 0800-1110111 und 0800-1110222 bekommen Erkrankte und Angehörige Soforthilfe. Die Hotline ist täglich 24 Stunden erreichbar, anonym und kostenlos.

Was rechtfertigt eine Zwangseinweisung?

Eine „Zwangseinweisung“ oder „Unterbringung“ nach dem PsychKG darf nur aus zwei Gründen erfolgen: die akute und erhebliche Eigengefährdung des betroffenen Menschen (z.B. die akute Selbsttötungsgefahr)

Wer zahlt geschlossene Psychiatrie?

Die Kosten der Unterbringung trägt der untergebrachte Mensch.

Wie kann man jemanden dazu bringen eine Therapie zu machen?

Reden Sie dem Betroffenen seine Gedanken nicht aus, aber versuchen Sie gleichzeitig, ihm behutsam zu zeigen, dass es Alternativen gibt – etwa, dass es ihm bessergehen kann, wenn er sich professionelle Hilfe sucht. Machen Sie ihm klar, dass Sie an eine Besserung glauben und dass Sie weiterhin für ihn da sein werden.

Wie lange kann man in der Psychiatrie festgehalten werden?

Wie lange ein stationärer Aufenthalt dauert, hängt von der Situation ab. Laut Brühwiler kann der Aufenthalt je nach Diagnose von 24 Stunden bis zu mehreren Monaten reichen, je nach Schwere und Art der psychischen Erkrankung.

Kann der Hausarzt in die Psychiatrie einweisen?

Für die Krankenhausbehandlung ist eine Einweisung durch einen Arzt, am besten durch einen Facharzt aus dem Bereich Psychosomatik, Psychotherapie, Psychiatrie oder den Hausarzt erforderlich.

Was versteht man unter eigengefährdung?

Eigengefährdung kann die Unfähigkeit, für sich selbst zu sorgen (was zur Selbstvernachlässigung führt), oder suizidales Verhalten. Das Nachdenken, Überlegen oder Planen von Selbstmord wird als Selbstmordgedanken bezeichnet.

Wann kann man jemanden gegen seinen Willen ins Krankenhaus bringen?

Eine Zwangsbehandlung ist auch nach dem Gesetz des jeweiligen Bundeslandes zur Unterbringung und Behandlung psychisch Kranker, kurz: PsychKG, möglich. Auch hier gilt: Der Betroffene darf selbst entscheiden, ob er behandelt werden will oder nicht, sofern er aktuell einwilligungsfähig ist.

Was tun wenn ein Mensch sich nicht helfen lassen will?

Hier kommen ein paar Vorschläge, die Dich dabei unterstützen können.
  1. Gib auf Dich Acht! Vielleicht wundert es Dich, diesen Rat gleich als Erstes zu lesen. ...
  2. Trau Dich! ...
  3. Redet miteinander! ...
  4. Nimm Dir Zeit! ...
  5. Sei realistisch! ...
  6. Sei geduldig! ...
  7. Du bist kein Kindermädchen! ...
  8. Sei normal!

Wie geht man mit gestörten Menschen um?

Sorgen Sie für gemeinsame positive Aktivitäten wie Freizeitaktivitäten und Ausflüge. Erwarten Sie aber von Ihrem psychisch erkrankten Angehörigen auch nicht zu viel – vor allem in und nach akuten Krankheitsphasen. Lassen Sie ihm Zeit und vermeiden Sie es, ihn zu überfordern oder zu stark zu stimulieren.

Was tun wenn ein Familienmitglied psychisch krank ist?

Setzen Sie Prioritäten! Lassen Sie den Patienten in Ruhe – zu viel Fürsorge tut weder ihm noch Ihnen gut. Behüten und umsorgen Sie ihn nicht über Gebühr und lassen Sie ihm so viel Selbstständigkeit wie möglich. Geben Sie ihm aber zu verstehen, dass Sie für ihn da sind, wenn er Sie braucht.

Wer entscheidet über Unterbringung?

Hinweis: Die Unterbringung ist grundsätzlich nur mit vorheriger Genehmigung des Betreuungsgerichts zulässig. Ohne vorherige Genehmigung darf der Betreuer/Bevollmächtigte die Unterbringung nur vornehmen, wenn mit einem Aufschub konkrete Gefahr für das Wohl des Betreuten verbunden wäre.

Wann kann man in die Psychiatrie eingewiesen werden?

Laut Gesetz kann eine solche zwangsweise Einweisung vorgenommen werden, wenn eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt. Auch wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet erscheint, kann eine Person ohne ihre Zustimmung bzw. Einwilligung in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden.

Was tun wenn Patient Behandlung verweigert?

Lehnt ein Patient eine Behandlung ab, so ist der zuständige Arzt oder Pfleger dazu verpflichtet, den Betroffenen nach den Regeln des Selbstbestimmungsrechts über die erforderlichen Maßnahmen aufzuklären. Auch die Konsequenzen und Folgen einer Behandlungsunterlassung müssen dem Patienten dargelegt werden.

Wie läuft eine zwangsmedikation ab?

Eine Zwangsmedikation ist eine Notfallmaßnahme, bei der einem psychisch kranken Patienten gegen seinen Willen Medikamente verabreicht werden. Sie muss ärztlich angeordnet und richterlich genehmigt werden. Wenn Gefahr im Verzug ist, kann sie auch ohne vorherige richterliche Genehmigung vorgenommen werden.

Wie kommt man aus der Psychiatrie wieder raus?

1c) auf einer geschlossenen Station muss man vorsichtig vorgehen, wenn man noch schnell freikommen will: Telefonischen Kontakt (darauf haben Sie ein Recht) mit anti-psychiatrischen Helfern, Ihrem Rechtsanwalt oder einer Vertrauensperson, die sich Ihnen gegenüber schon einmal antipsychiatrisch geäußert hat, aufnehmen – ...

Kann man einen psychisch kranken Entmündigen?

Am 01.01.1992 trat das Betreuungsgesetz in Kraft. Wesentliche Veränderung im Umgang mit psychisch Kranken waren: Die Entmündigung wurde abgeschafft.