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Kann man das Erbe einsehen?

Gefragt von: Ulrike Gabriel  |  Letzte Aktualisierung: 4. September 2022
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Herauszufinden, was im Nachlass steckt, ist nicht immer leicht. Erben haben zwar ein Recht darauf, bei Banken Auskunft zu bekommen und Kontoauszüge einzusehen. Sie müssen dazu meist einen Erbschein vorlegen, ein Dokument, das sie beim Nachlassgericht beantragen können und sie als Erben ausweist.

Wie bekomme ich Auskunft über mein Erbe?

Ein Erbe muss anderen Erben, Pflichtteilsberechtigten, Vermächtnisnehmern und Nachlassgläubigern Auskunft über den Nachlass erteilen. Dafür muss der Erbe in der Regel ein vollständiges Nachlassverzeichnis vorlegen. Werden wichtige Auskünfte verweigert, können diese beim zuständigen Nachlassgericht eingeklagt werden.

Was dürfen Erben einsehen?

Auf welche Auskünfte haben Erben einen Anspruch? Machen Sie als Erbe Ihren Auskunftsanspruch geltend, können Sie in der Regel ein vollständiges Nachlassverzeichnis verlangen. Dieses sollte sämtliche Aktiva (Grundstücke, Wertpapiere, Kraftfahrzeuge etc.) und Passiva (Erblasserschulden, Bestattungskosten) enthalten.

Wie kann ich die Höhe des Erbes erfahren?

Welche Informationen relevant sind, ergibt sich aus der Eigenheit des jeweiligen Nachlasswertes.
  1. Der Erbe wird Rechtsnachfolger des Erblassers. ...
  2. Als Informationsquellen kommen das Nachlassgericht wegen eines Testaments oder Erbvertrags, Grundbuchamt, Handelsregister oder Finanzamt in Betracht.

Kann ein Erbe Kontoauszüge anfordern?

Nach Ansicht des OLG Stuttgart ist der Erbe im Rahmen der Erstellung eines Nachlassverzeichnisses auch zur Einsichtnahme in die vollständigen Kontoauszüge, Sparbücher oder vergleichbare Bankunterlagen für einen Zehn-Jahres-Zeitraum verpflichtet. Dem Auskunftsbegehren des Pflichtteilsberechtigten ist nachzukommen.

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Welcher Kontostand zählt beim Erben?

Bankguthaben des Erblassers gehören genauso zur Erbschaft wie andere Vermögenswerte. Mit dem Erbfall fällt das Bankkonto somit automatisch an den Erben bzw. an die Erbengemeinschaft. Wer Erbe ist bestimmt sich entweder nach der gesetzlichen Erbfolge oder aber nach dem Testament oder einem Erbvertrag des Erblassers.

Wann Zugriff auf Erbe?

Die Erben müssen sich nach dem Tod des Erblassers gegenüber der Bank legitimieren, z.B. mit Erbschein, um Zugriff auf Konten oder Schließfächer zu erhalten. Eine über den Tod hinaus geltende Vollmacht kann die Abwicklung vereinfachen. Die Bank informiert das Finanzamt über den Stand des Vermögens zum Todestag.

Wird man als Erbe ohne Testament angeschrieben?

Hat der Verstorbene kein Testament oder ähnliches hinterlassen, entsteht kein Verfahren bei Gericht. Das Nachlassgericht tritt hier weder in Erscheinung, noch meldet es sich bei den Beteiligten.

Wer zahlt die Erben aus?

Wenn alle testamentarischen und gesetzlichen Erben die Erbschaft ausschlagen, tritt der Staat die Rechtsnachfolge des Verstorbenen an. Er übernimmt somit den gesamten Nachlass inklusive der Schulden.

Werde ich informiert wenn ich Erbe?

Bei gesetzlichen Erben ist das die Kenntnis vom Todesfall. Testamentarische Erben werden direkt vom Nachlassgericht über die Frist informiert. Wird man vom Nachlassgericht informiert, beginnt spätestens dann die Frist zu laufen.

Was tun wenn Erbe keine Auskunft gibt?

Bei Verweigerung der Auskunft können diese sich an das zuständige Nachlassgericht wenden, das dann ein Nachlassverzeichnis bei den Miterben einfordert. Sofern sie durch Testament ein Vermächtnis erhalten haben und die Auskunft für ihr Vermächtnis von Bedeutung ist, können Vermächtnisnehmer Auskünfte verlangen.

Wie lange dauert eine Erbschaft ohne Testament?

Erbscheinverfahren und Nachlassauseinandersetzung können die Abwicklung der Erbschaft verzögern. Erblasser kann zu Lebzeiten Einfluss auf die Abwicklung der Erbschaft nehmen. Bei komplexen Nachlässen kann die Abwicklung der Erbschaft Jahre dauern.

Welche Schulden sind nicht vererbbar?

Bestimmte Unterhaltsverpflichtungen gehen nicht auf die Erben über. Das gilt für Unterhaltsverpflichtungen gegenüber Kindern und anderen Verwandten, sofern keine Ansprüche aus Nichterfüllung bestehen. Verpflichtungen aus abgeschlossenen Arbeitsverträgen sind ebenfalls nicht vererbbar.

Wie schnell muss man bei Erbe ausgezahlt werden?

Die Auszahlung des Pflichtteils muss im Erbfall von den rechtmäßigen Erben eingefordert werden. Die Frist, um einen Pflichtteil einfordern zu können, beträgt gemäß § 195 BGB 3 Jahre ab Kenntnis des Todes- und Enterbungsfalls, sowie generell maximal 30 Jahre, um einen erbrechtlichen Anspruch geltend machen zu können.

Was gehört nicht in die Erbmasse?

Ferner gehören zur Erbmasse jedoch nicht nur Vermögenssachen, sondern auch die Verpflichtungen, Darlehen und Schulden, die vom Gesamtvermögen abgezogen werden müssen. Hingegen gehören oftmals Werte aus Lebensversicherungen, Fremdgelder oder nicht vererbliche Vermögenspositionen nicht zur Erbmasse.

Wie weit geht eine Erbfolge zurück?

Nach der gesetzlichen Erbfolge bekommt der Ehepartner neben Verwandten erster Ordnung ein Viertel und neben Verwandten zweiter Ordnung die Hälfte des Erbes (§ 1931 BGB). Er erhält das ganze Erbe, wenn keine Hinterbliebenen ersten oder zweiten Ordnung mehr leben.

Wer regelt das Erbe wenn kein Testament vorhanden ist?

Gemäß § 1936 BGB fällt der Nachlass an den Staat, wenn kein Testament vorliegt und es keinen lebenden Erben laut gesetzlicher Erbfolge gibt. Gesetzlicher Erbe wird dann der Fiskus – genauer gesagt das Bundesland, in dem der Verstorbene seinen letzten Wohnsitz hatte.

Wie weit geht die Erbfolge zurück?

Wer als Erbe wie viel genau bekommt, richtet sich nach dem Verwandtschaftsverhältnis: Zunächst erben die nächsten Verwandten, also Kinder und Enkel, dann weiter entfernte Verwandte wie Geschwister, Neffen und Nichten. Schließlich erben Onkel und Tanten sowie Cousins und Cousinen.

Können beerdigungskosten vom Konto des Verstorbenen bezahlt werden?

In der Regel können die Beerdigungskosten auch in der Zwischenzeit vom Konto des Verstorbenen gezahlt werden, wenn Sie die entsprechenden Rechnungen im Original bei der Bank einreichen. Natürlich muss auch ausreichend Geld auf dem Konto vorhanden sein.

Wer erbt bei kontovollmacht?

Stirbt der Vollmachtgeber eine Bankvollmacht und/oder eine Kontovollmacht, erlöscht diese nicht automatisch mit seinem Tod. Vielmehr kann sie auch über das Ableben des Vollmachtgebers/Erblassers hinaus wirksam sein.

Wird Erbschaft automatisch an Finanzamt gemeldet?

Jeder der Erbschaft- und Schenkungsteuer unterliegende Erwerb ist von der erwerbenden Person (bei Schenkungen auch von der schenkenden Person) innerhalb von drei Monaten nach erlangter Kenntnis von dem Vermögensanfall dem für die Erbschaft- und Schenkungsteuer zuständigen Finanzamt anzuzeigen.

Kann man Erbschulden ablehnen?

Die Hinterbliebenen können die Erbschulden auch ablehnen, indem sie das Erbe ausschlagen. Sie können das Erbe ausschlagen. Sie können ihre Haftung für die Erbschulden beschränken, entweder indem eine Nachlassverwaltung angeordnet oder ein Nachlassinsolvenzverfahren eröffnet wird.

Wer zahlt offene Rechnungen nach dem Tod?

Rechtlich gilt:

Wer eine Erbschaft annimmt, erbt neben dem Vermögen einer verstorbenen Person auch ihre Schulden. Erben müssen damit rechnen, dass auch Jahre nach dem Todesfall noch Rechnungen eintreffen. Sind diese Rechnungen noch nicht verjährt, müssen die Erben bezahlen.

Was tun wenn Miterben nicht kooperieren?

Die Teilungsklage gilt als letzter Ausweg, wenn die Mitglieder einer Erbengemeinschaft sich nicht einigen können, wer was aus dem Nachlass erhalten soll. Besteht ein solcher Konflikt, kann jeder Miterbe eine Teilungsklage beim zuständigen Gericht einreichen. Dieser muss ein Teilungsplan beiliegen.

Was kostet eine auskunftsklage?

Der Streitwert des Auskunftsanspruchs beläuft sich in der Regel auf einen Teilwert des Hauptanspruchs. Dieser Teilwert wird in den meisten Fällen mit ¼ bis 1/10 vom Hauptwert angesetzt. Den Streitwert, den die Klägerin in der ersten Instanz mit 600 Euro beziffert hat, habe das Berufungsgericht missverstanden.

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