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Kann man aus einem Vergleich vollstrecken?

Gefragt von: Berta Peter  |  Letzte Aktualisierung: 22. September 2022
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Soll aus einem Vergleich vollstreckt werden, ist zunächst vom Arbeitsgericht eine vollstreckbare Ausfertigung zum Zweck der Zwangsvollstreckung anzufordern. Diese Ausfertigung ist dann an den Schuldner zuzustellen. Diese Zustellung ist auch nachzuweisen.

Kann aus einem Vergleich vollstreckt werden?

Um jedoch aus einem Vergleich vollstrecken zu können, muss der Vergleich einen vollstreckbaren Inhalt aufweisen, also inhaltlich bestimmt sein. Das ist nur dann gegeben, wenn der Vergleich aus sich heraus vollstreckbar ist und jeder unbeteiligte Dritte erkennen kann, was der Gläubiger vom Schuldner verlangen kann.

Ist ein Vergleich ein Vollstreckungstitel?

§ 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO erläutert beispielsweise, dass der Prozessvergleich ein Vollstreckungstitel ist, welcher zur Zwangsvollstreckung ermächtigt. § 796a ZPO nimmt Bezug auf die Voraussetzungen der Vollstreckbarerklärung des Anwaltsvergleichs.

Wann ist ein Vergleich nicht vollstreckbar?

Der abgeschlossene Vergleich hat jedenfalls im Verhältnis zwischen den hier Beteiligten keinen vollstreckungsfähigen Inhalt. Grundsätzlich sind Beteiligte am Vergleich in prozessualer Hinsicht nur der Kläger und der Beklagte und eine Zustimmung des Beigeladenen ist nicht erforderlich (vgl.

Kann aus einem Prozessvergleich die Zwangsvollstreckung betrieben werden?

Schließlich darf die Zwangsvollstreckung erst beginnen, wenn dem Vollstreckungsschuldner der Vollstreckungstitel (also der Prozessvergleich) bereits zugestellt wurde oder jedenfalls gleichzeitig mit Beginn der Zwangsvollstreckung zugestellt wird, §§ 795, 750 ZPO.

Vollstreckungsvoraussetzungen

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Was ist eine vollstreckbare Ausfertigung eines Vergleichs?

Soll aus einem Vergleich vollstreckt werden, ist zunächst vom Arbeitsgericht eine vollstreckbare Ausfertigung zum Zweck der Zwangsvollstreckung anzufordern. Diese Ausfertigung ist dann an den Schuldner zuzustellen. Diese Zustellung ist auch nachzuweisen.

Sind Vergleiche vorläufig vollstreckbar?

Ja, gemäß § 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO ist dies möglich, jedoch nur, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt werden: Der Gläubiger muss einen wirksamen Antrag stellen, der Vergleich muss rechtlich wirksam sein, er muss eine Vollstreckungsklausel enthalten und dem Schuldner ordnungsgemäß zugestellt worden sein.

Ist ein Vergleich rechtlich bindend?

Ein Rechtsstreit wird durch einen Prozessvergleich beendet und verliert damit seine Rechtshängigkeit. Ein Prozessvergleich entfaltet keine Rechtskraft.

Wann ist ein Vergleich bindend?

Der Prozessvergleich ist nur wirksam, wenn sowohl die materiell-rechtlichen Voraussetzungen für einen Vergleich als auch die prozessualen Anforderungen erfüllt sind, die an eine wirksame Prozesshandlung zu stellen sind.

Kann man einen Vergleich anfechten?

Ein Vergleich kann nach den allgemeinen Regeln angefochten werden. Ausgeschlossen ist die Anfechtung wegen Irrtums über einen streitigen Punkt, der durch den Vergleich gerade beseitigt werden sollte.

Wird ein Vergleich rechtskräftig?

Nein, der Prozessvergleich erwächst nicht in Rechtskraft, denn es handelt sich um eine reine Parteivereinbarung. Rechtskraft tritt aber nur dann ein, wenn ein Gericht über den Streitgegenstand in der Hauptsache entscheidet.

Wie lange ist ein gerichtlicher Vergleich gültig?

Es gilt nun grundsätzlich für alle Ansprüche die einheitliche Frist des § 195 BGB von drei Jahren. § 195 BGB lautet: "Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre".

Was ist bei einem Vergleich zu beachten?

Wie viel Prozent muss ich ihnen anbieten? Ein gutes Vergleichsangebot sind 30 Prozent der offenen Forderungen. Letztendlich sind aber Schuldenhöhe und die Anzahl der Gläubiger ausschlaggebend dafür, was Sie zur Tilgung Ihrer Schulden als Vergleich anbieten können.

Was passiert wenn man einem Vergleich nicht zustimmt?

Der Prozessvergleich ist ein bereits rechtskräftiger vollstreckbarer Titel. Kommt der Gegner der Forderung aus dem Vergleich nicht nach, kann sofort die Zwangsvollstreckung betrieben werden.

Was passiert wenn man gegen einen Vergleich verstößt?

Ein Prozessvergleich ist grundsätzlich (auch) wegen arglistiger Täuschung gemäß § 123 BGB anfechtbar (Anfechtung Willenserklärungen). Folge ist, dass im Falle einer wirksamen Anfechtung der Vergleich gemäß § 142 Abs. 1 BGB nichtig ist und der Prozess fortzusetzen ist.

Wie kann man Vollstreckung verhindern?

Die Vollstreckungsankündigung ist für Schuldner die letzte Möglichkeit, eine Zwangsvollstreckung zu verhindern. Dies gelingt durch sofortige Begleichung der Forderung, eine Einigung auf Ratenzahlung bzw. Stundung oder eine Privatinsolvenz bei Zahlungsunfähigkeit.

Was passiert nach Vergleich vor Gericht?

Ein Vergleich vor Gericht (auch Prozessvergleich genannt) ist, einfach gesagt, eine Alternative zu einem richerlichen Urteil. Dabei einigen sich die betroffenen Parteien auf eine Lösung. Ein Vergleich beruht also auf dem gegenseitigen Entgegenkommen von Kläger und Angeklagtem, er stellt einen Kompromiss dar.

Kann man nach einem Vergleich widerrufen?

Der Widerruf eines Prozessvergleichs kann wirksam sowohl dem Gericht als auch der anderen Vergleichspartei gegenüber erklärt werden, wenn die Parteien keine hiervon abweichende Vereinbarung getroffen haben; dies gilt jedenfalls für Prozessvergleiche, die seit dem 1. Januar 2002 geschlossen wurden.

Wie lange kann man einen Vergleich widerrufen?

Wird ein Widerrufsvorbehalt im Rahmen des Vergleiches gemacht, wird regelmäßig aich die Widerrufsfrist festgelegt, das sind üblicherweise 2 oder 3 Wochen ab Vergleichsschluss. Wenn kein Widerrufsvorbehalt gemacht wurde ist der Vergleich wirksam und unwiderruflich zustandegekommen.

Ist ein Vergleich eine gerichtliche Entscheidung?

Der Prozessvergleich ist Vollstreckungstitel (§ 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO), soweit er einen vollstreckbaren Inhalt hat. Der Prozessvergleich entfaltet keine Rechtskraftwirkung, da er keine gerichtliche Entscheidung ist.

Warum muss ein Vergleich von Anwalt zu Anwalt zugestellt werden?

Denn für die Vollstreckung ist der Nachweis der Zustellung (§ 750 Abs. 1 ZPO) eine unabdingbare Voraussetzung. Dabei kann sich der gegnerische Anwalt bei fehlender Mitwirkung bei der Zustellung nicht (mehr) auf die Rechtsprechung des BGH (PAK 16, 21) berufen.

Welche Urteile dürfen nicht für vorläufig vollstreckbar erklärt werden?

Zunächst gibt es Urteile, die nicht für vorläufig vollstreckbar erklärt werden müssen, da sie mit Ihrer Verkündung, also sofort, rechtskräftig sind. Dies sind Urteile, gegen die es kein Rechtsmittel mehr gibt. Z.B. Revisionsurteile des Bundesgerichthofes.

Welche Urteile sind nicht vollstreckbar?

Die Anordnung der vorläufigen Vollstreckbarkeit hat in folgenden Fällen zu entfallen: Urteile, die bereits mit der Verkündung rechtskräftig werden (Arrest, Einstweilige Verfügung). Das Urteil hat keinen vollstreckbaren Inhalt (z.B: Feststellungsurteile). Urteile in Ehe- und Kindschaftssachen.

Kann ein gerichtlicher Vergleich abgeändert werden?

Formeller Maßstab: Nach h.M. ist ein Urteil, das einen Prozessvergleich abändert, so zu behandeln wie jedes andere Urteil auch, d.h. es gilt (materiell) die Wesentlichkeitsgrenze von etwa zehn Prozent, Einwendungen aus der Zeit vor der letzten Tatsachenverhandlung des Vorprozesses sind nach § 323 Abs.

Wann muss ein Vergleich von Anwalt zu Anwalt zugestellt werden?

Rz. 348. Wenn die Parteien durch Anwälte vertreten sind, erfolgt die Zustellung von Anwalt zu Anwalt (§ 195 ZPO).