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Kann fiktive Abnahme ausgeschlossen werden?

Gefragt von: Susan Linke  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Zwar sei die fiktive Abnahme gemäß § 12 Abs. 5 VOB/B durch die Vereinbarung einer förmlichen Abnahme grundsätzlich ausgeschlossen. Es sei jedoch zwischen einer fiktiven und einer konkludenten Abnahme zu unterscheiden und davon nochmals zu trennen der konkludente Verzicht auf eine vereinbarte förmliche Abnahme.

Wann darf die Abnahme verweigert werden?

Der Auftraggeber kann die Abnahme nur bei wesentlichen Mängeln bzw. Restleistungen verweigern (§ 12 Abs. 3 VOB/B). Eine wirksame Abnahmeverweigerung liegt allerdings nur vor, wenn der Auftraggeber die Gründe hierfür auch im Einzelnen darlegt.

Was ist eine fiktive Abnahme?

Eine fiktive Abnahme nach BGB kommt für den Auftragnehmer in Betracht, wenn der Auftraggeber eine ausdrückliche Abnahme verweigert und nicht von einer stillschweigenden Abnahme auszugehen ist. Eine Abnahmefiktion durch „Einzug in das Haus“ oder durch „Benutzung“ gibt es beim BGB nicht.

Was ist eine stillschweigende Abnahme?

Wurde keine förmliche Abnahme vereinbart oder verlangt, so kann die Abnahme beim BGB- und beim VOB/B-Vertrag auch stillschweigend erklärt werden. Das ist der Fall, wenn der Auftraggeber durch sein Verhalten (und nicht durch Worte) zu erkennen gibt, dass er die ausgeführte Leistung als vertragsgerecht billigt.

Was ist eine fingierte Abnahme?

Eine fiktive Abnahme liegt demnach vor, wenn ein Erwerber sich, nachdem ihn der Bauträger unter Setzung einer angemessenen Frist zur Abnahme aufgefordert hat, gar nicht äußert oder die Abnahme ohne Nennung eines Mangels verweigert.

Die Abnahme im Baurecht

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Wann ist eine Abnahme ausgeschlossen?

So kann der Besteller die Abnahmefiktion künftig ausschließen, wenn er innerhalb der ihm vom Unternehmer gesetzten Frist nicht nur die Abnahme verweigert, sondern zugleich auch mindestens einen Mangel benennt, wobei die Angabe eines unwesentlichen Mangels ausreicht.

Wer muss die Abnahme beweisen?

Die Beweislast für das Vorhandensein von Mängeln wird umgekehrt. Vor der Abnahme muss der Auftragnehmer beweisen, dass die Leistung mangelfrei ist. Nach der Abnahme muss der Auftraggeber den Nachweis führen, dass die Leistung mangelhaft ist und der Mangel bei der Abnahme begründet war.

Was ist eine fiktive Abnahme VOB?

Bei der fiktiven Abnahme durch Zeitablauf nach schriftlicher Fertigstellungsmitteilung gilt die Leistung als abgenommen mit Ablauf von zwölf Werktagen nach schriftlicher Mitteilung über die Fertigstellung der Leistung (§ 12 Abs. 5 Nr. 1 VOB/B). Dies gilt aller- dings nur, sofern keine förmliche Abnahme verlangt wird.

Wann gilt eine Arbeit als abgenommen?

Nach zwölf Werktagen gilt die Arbeit als abgenommen, wenn keine formale Abnahme verlangt wird. Begründung des OLG Dresden: Nach der VOB/B beginnt die Verjährungsfrist von zwei Jahren mit der Abnahme der erbrachten Leistungen.

Welche Arten von Abnahmen gibt es?

Die Abnahme – Dreh- und Angelpunkt im Baurecht

Das Werkvertragsrecht nach BGB und VOB kennt drei Abnahme- formen: die förmliche Abnahme, die erklärte Abnahme, die stillschweigende Abnahme.

Was ist die Voraussetzung für eine Abnahme?

1.3 Die Voraussetzungen für die Abnahme sind – Fertigstellung der Leistung und – Es liegen keine wesentlichen Mängel vor. 1.4 Die rechtsgeschäftliche Erklärung der Abnahme obliegt der Baudienststelle; freiberuflich Tätige sind zur Abgabe dieser Erklärung nicht befugt.

Wann Abnahme nach Fertigstellung?

Abnahme. (1) Verlangt der Auftragnehmer nach der Fertigstellung - gegebenenfalls auch vor Ablauf der vereinbarten Ausführungsfrist - die Abnahme der Leistung, so hat sie der Auftraggeber binnen 12 Werktagen durchzuführen; eine andere Frist kann vereinbart werden.

Wann liegt Abnahme vor?

Die Abnahme wird gemäß § 640 BGB gesetzlich geregelt. Demzufolge ist ein Besteller grundsätzlich zur Abnahme verpflichtet, wenn das von ihm bestellte Werk keine oder nur unwesentliche Mängel aufweist.

Kann der Auftragnehmer die Abnahme verweigern?

Abnahme ist für Auftraggeber verpflichtend

Dort heißt es in Abs. 1: ›Der Besteller ist verpflichtet, das vertragsmäßig hergestellte Werk abzunehmen, sofern nicht nach der Beschaffenheit des Werkes die Abnahme ausgeschlossen ist. Wegen unwesentlicher Mängel kann die Abnahme nicht verweigert werden.

Was tun bei Abnahmeverweigerung?

Nach § 650g BGB haben die Bauvertragsparteien im Falle der Verweigerung der Abnahme die Möglichkeit, eine so genannte Zustandsfeststellung vorzunehmen. Eine solche Zustandsfeststellung kann der Bauunternehmer im Falle der Abnahmeverweigerung vom Besteller verlangen.

Kann man eine Abnahme widerrufen?

Erfolgt keine oder keine ordnungsgemäße Belehrung oder wird erst nach Vertragsschluss belehrt, steht das Widerrufsrecht nicht nur innerhalb einer Frist von 14 Tagen, sondern sogar für 12 Monate und 14 Tagen nach Vertragsschluss zur Verfügung.

Was passiert wenn keine Abnahme erfolgt?

Auftraggeber:innen sind dazu verpflichtet, dass sie eine abnahmereife Leistung innerhalb einer angemessenen Frist abnehmen. Geschieht dies nicht, kommt es zu einer fiktiven Abnahme. In diesem Fall wird angenommen, dass der Auftraggeber oder die Auftraggeberin mit der Leistung einverstanden ist.

Ist ein Abnahmeprotokoll Pflicht?

Die Bauabnahme ist für jeden Bauherrn verpflichtend und ist gesetzlich in § 640 Abs. 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) definiert. Neben dem Abnahmeprotokoll muss darüber hinaus zwischen dem Übernahmeprotokoll und dem Übergabeprotokoll unterschieden werden.

Ist eine Bauabnahme Pflicht?

Die Bauabnahme aus rechtlicher Sicht

Laut BGB ist der Bauherr als Besteller der Werkleistung verpflichtet, das vertragsmäßig hergestellte Werk abzunehmen. Gleichzeitig ist die Abnahme sein gutes Recht, denn so kann er überprüfen, ob die Werkleistung wie vereinbart erbracht wurde.

Was ist eine konkludente Abnahme?

Eine konkludente Abnahme kommt in Betracht, wenn das Werk nach den Vorstellungen des Auftraggebers im Wesentlichen mangelfrei fertiggestellt ist und der Auftragnehmer das Verhalten des Auftraggebers als Billigung seiner erbrachten Leistung als im Wesentlichen vertragsgerecht verstehen darf.

Ist Zustandsfeststellung?

10 VOB/B. Nach dieser Vorschrift ist der Zustand von Teilen der Leistung auf Verlangen gemeinsam von Auftraggeber und Auftragnehmer festzustellen, wenn diese Teile der Leistung durch die weitere Ausführung der Prüfung und Feststellung entzogen werden.

Wie lange ist die Gewährleistungsfrist nach VOB?

Die Gewährleistungsfrist nach VOB/B beginnt mit der Gesamt- bzw. Teilabnahme eines Bauwerks. Üblicherweise beträgt sie 4 Jahre, wenn im Vertrag nichts anderes vereinbart wurde. Wird in dieser Zeit ein Mangel gerügt, unterbricht das die Gewährleistungsfrist.

Wie kann man einen Mangel beweisen?

Um beweisen zu können, dass ein Mangel bei Übergabe vorlag sollten sie einen Sachverständigen konsultieren; er kann die Ursache des Mangels und dessen Entstehungszeitpunkt ermitteln. Ein Fachanwalt kann Ihre Gewährleistungs- und Schadensersatzansprüche geltend machen.

Was sind rechtliche Folgen der Abnahme?

Mit der Abnahme treten unterschiedliche wichtige Rechtsfolgen ein. Die wichtigsten sind: Übergang der Vergütungs- und Leistungsgefahr, Fälligkeit der Vergütung, Beginn der Verjährungsfristen, Rechtsverlust bei fehlendem Vorbehalt und die Umkehr der Beweislast.

Wann tritt die Beweislastumkehr ein?

Tritt innerhalb der ersten sechs Monate ein Sachmangel auf, so ist immer davon auszugehen, dass die Sache bereits beim Kauf mangelhaft war (Beweislastumkehr nach § 476 BGB). Nach dieser Frist liegt die Beweislast beim Käufer.

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