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Ist eine teilleistungsstörung eine Behinderung?

Gefragt von: Nikola Fritsch-Stock  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Teilleistungsschwäche bzw. -störung, Krankheit und Behinderung. Umstritten ist das in einigen Ländern Deutschlands angewandte Verfahren, Teilleistungsschwächen und -störungen, insbesondere die Lese- und Rechtschreibschwäche und die Dyskalkulie, als Behinderung im Sinn von § 2 SGB IX zu bewerten.

Was für teilleistungsstörungen gibt es?

Der Begriff Teilleistungsschwäche (Teilleistungsstörung) wird im Alltag und in der Literatur in zweifacher Weise verwendet.
...
Erscheinungsformen der Teilleistungsschwäche:
  • Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)
  • Legasthenie,
  • Rechenschwäche, Dyskalkulie.
  • Konzentrationsschwäche (-störung)
  • Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS, ADHS)

Was versteht man unter teilleistungsschwäche?

Der Fachbegriff "Teilleistungsschwächen" bezieht sich auf Lesen, Schreiben und Rechnen bzw. auf diesen Kulturtechniken untergeordnete Prozesse zwischen Sinnesorgan, Gehirn und/oder Motorik (z.B. das richtige Erkennen und Differenzieren von [ähnlichen] Buchstaben oder Zahlen).

Wer diagnostiziert eine Teilleistungsstörung?

Die Diagnose kann nur von einem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten oder –psychiater gestellt werden! Sie erfordert eine umfassende testpsychologische und psychologisch/psychotherapeutische Begutachtung.

Was ist eine kognitive teilleistungsschwäche?

Unter einer Teilleistungsschwäche oder Teilleistungsstörung wird eine erhebliche Leistungsminderung gesehen, die nicht durch die allgemeine Minderung der Intelligenz, offensichtliche Erkrankungen, mangelnde Förderung oder einer neurologischen Erkrankung zu erklären ist.

Kurz erklärt: Lernbehinderung - Psychische Störungsbilder

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Was bedeutet schwere kognitive Beeinträchtigung?

Bei kognitiven Störungen haben Personen zeitweise oder andauernd Probleme mit der geistigen Leistungsfähigkeit. Typische Beschwerden sind z. B. zunehmende Vergesslichkeit, herabgesetzte Aufmerksamkeit, Konzentrationsprobleme, Sprachstörungen, Orientierungsprobleme oder Gedächtnisverlust.

Was geschieht wenn gesundheitliche Störungen oder Entwicklungsstörungen erkannt werden?

Wenn es Kindern mit solchen Störungen mit der Zeit nicht selbst gelingt, ein normales Bewegungsverhalten zu entwickeln, laufen sie Gefahr, dass sie ihr Selbstvertrauen verlieren und in der Folge häufiger Verhaltensprobleme entwickeln, sich ängstlich verhalten oder durch ein aggressives Verhalten auffällig werden.

Was ist eine umschriebene Entwicklungsstörung?

Umschriebene Entwicklungsstörungen (UES) sind durch einen frühen Beginn (meist im Vorschulalter), durch eine spezifische Beeinträchtigung in den Bereichen der motorischen, der sprachlichen und in einzelnen Bereichen der schulischen Fertigkeiten (Lesen, Rechtschreiben, Rechnen) gekennzeichnet.

Was sind 1 5 Standardabweichung?

Damit eine Teilleistungsstörung diagnostiziert wird, sollte die Diskrepanz mindestens 1.5 Standardabweichungen (SD) betragen zum Durchschnitt der Referenzgruppe liegen. Dies entspricht einem T-Wert von 35 oder Prozentrang von 7.

Ist Legasthenie eine Lernbehinderung?

Das britische Verständnis von „Learning Disability“ (LD) steht dem deutschen näher als das amerikanische, das vor allem Teilleistungsstörungen (etwa Legasthenie und Dyskalkulie) meint.

Ist eine Lese Rechtschreibschwäche eine Krankheit?

Jedes Kind hat das Recht auf Lesen und Schreiben

Eine Etikettierung von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten als „Legasthenie“, „Krankheit“ oder „Störung“ birgt das Risiko, die Lernschwierigkeiten von Kindern zu pathologisieren. Lese-rechtschreib-schwache Kinder sind weder krank noch gestört oder behindert.

Wie äußert sich eine Dyskalkulie?

Das Kind grübelt lange über den Hausaufgaben; einfache Aufgaben benötigen ungewöhnlich lange Rechenzeiten. Das Kind sucht ständig nach einem Schema; verwechselt häufig die Rechenarten; weiß nicht mehr, was es machen soll, benötigt eine Beispielaufgabe zur Orientierung.

Was versteht man unter Dyskalkulie?

Die Begriffe Dyskalkulie und Rechenstörung sind gleichbedeutend. Sie beschreiben ausgeprägte Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens. Bereits Säuglinge können unterscheiden, ob eine bestimmte Menge groß oder klein ist, weshalb angenommen wird, dass ein gewisses Mengenverständnis angeboren ist.

Was gibt es für Lernstörungen?

Der Begriff „Lernstörungen“ fasst verschiedene spezifische Lernstörungen, wie Dyslexie , Dysgraphie, Dysorthographie, Dyskalkulie und einige weitere, seltenere Formen von Bildungsschwierigkeiten wie zum Beispiel Dyspraxie, also Bewegungsschwierigkeiten, zusammen.

Was ist eine sekundäre Neurotisierung?

Teilleistungsschwächen können die Schulleistungen deutlich beeinträchtigen, sodass Betroffene unter Umständen ihr Potential nicht ausschöpfen können. Die Probleme können bei Schülern eine „sekundäre Neurotisierung“ zur Folge haben und bis in das Erwachsenenalter bestehen bleiben.

Wie hoch sollte die Standardabweichung sein?

Bei annähernd normal verteilten Daten liegen etwa 68% aller Daten innerhalb einer Standardabweichung vom Mittelwert. Etwa 95% liegen innerhalb von 2 Standardabweichung (genauer: 1,96) und 99,7% liegen innerhalb von 3 Standardabweichungen. Dies wird auch als 68-95-99,7 Regel bezeichnet.

Was sagt mir die Standardabweichung?

Die Standardabweichung ist ein Maß für die Streubreite der Werte eines Merkmals rund um dessen Mittelwert (arithmetisches Mittel). Vereinfacht gesagt, ist die Standardabweichung die durchschnittliche Entfernung aller gemessenen Ausprägungen eines Merkmals vom Durchschnitt.

Kann die Standardabweichung 0 sein?

Je mehr die Verteilung der Werte streut, desto höher ist die Standardabweichung. Interessanterweise kann die Standardabweichung nicht negativ sein. Eine Standardabweichung nahe 0 bedeutet, dass die Werte tendenziell eng um das arithmetische Mittel herum liegen (siehe die gepunktete Linie).

Ist eine Entwicklungsstörung eine Behinderung?

Eine umschriebene Entwicklungsstörung ist keine geistige Behinderung – und auch kein Zeichen einer psychischen Erkrankung oder Krankheit des Nervensystems. Sie lässt sich auch nicht durch Umwelteinflüsse wie fehlende häusliche Förderung oder schlechten Schulunterricht erklären.

Ist eine Entwicklungsverzögerung eine Behinderung?

Geistige Behinderung hat eine erhebliche Lernbeeinträchtigung zur Folge. Sie zeigt sich im frühkindlichen Alter als deutliche Entwicklungsverzögerung, die alle Bereiche betrifft, die erlernt werden müssen. Vor allem Wahrnehmung und Sprachentwicklung sind besonders betroffen.

Sind Entwicklungsstörungen psychische Störungen?

Die internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10, Version 2015) unterscheidet bei den psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zwei Kategorien: Entwicklungsstörungen sowie Verhaltensstörungen und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend.

Was sind neurologische Entwicklungsstörungen?

Neurologische Entwicklungsstörungen sind neurologische Krankheiten, die den Erwerb, die Aufrechterhaltung bzw. Anwendung spezifischer Kenntnisse oder Informationen stören. Sie umfassen Störungen in Bezug auf Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Wahrnehmung, Sprache, Problemlösung oder soziale Interaktion.

Was ist der Unterschied zwischen Entwicklungsstörung und Entwicklungsverzögerung?

Unter einer Entwicklungsgefährdung werden dabei Hinweise auf eine Entwicklungsstörung verstanden, während der Begriff der Entwicklungsauffäl- ligkeit einen Überbegriff zu den bisher genannten Begriffen (Verzögerung, Gefährdung, Störung) darstellt.

Was ist eine kognitive Entwicklungsstörung?

Geistige Entwicklungsstörung bezeichnet einen andauernden Zustand deutlich unterdurchschnittlicher kognitiver Fähigkeiten eines Menschen sowie damit verbundene Einschränkungen seines adaptiven Verhaltens (soziale und praktische Alltagskompetenzen) mit Auftreten vor dem 18. Lebensjahr.

Welche kognitiven Beeinträchtigungen gibt es?

“ Kognitive Beeinträchtigungen oder Lernbehinderungen sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Spanne reicht von Lernstörungen wie Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche) oder ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) bis hin zu schwerer Intelligenzminderung.