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Ist eine Entwicklungsstörung eine Behinderung?

Gefragt von: Frau Dr. Hildegard Reinhardt B.A.  |  Letzte Aktualisierung: 30. August 2022
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Eine umschriebene Entwicklungsstörung ist keine geistige Behinderung – und auch kein Zeichen einer psychischen Erkrankung oder Krankheit des Nervensystems.

Ist eine Entwicklungsstörung eine geistige Behinderung?

Nicht selten sind dabei auch die geistigen Fähigkeiten leicht eingeschränkt. Bei einer globalen Entwicklungsstörung oder gar Intelligenzminderung (geistige Behinderung) sind neben der Intelligenz meist auch Sprache und nicht selten auch die Motorik betroffen.

Ist eine Entwicklungsstörung eine Krankheit?

In der Regel liegt einer Entwicklungsstörung eine definierte Krankheit nach der Internationalen Klassifikation (ICD 10 bzw. ab 1.1.2022 ICD11) zugrunde (F80, F81, F82, F83, F84, F88, F89).

Was versteht man unter einer Entwicklungsstörung?

Unter Entwicklungsstörungen versteht man die im Vergleich zu einem gleichaltrigen Kollektiv deutlich verzögerte oder fehlende Ausbildung bestimmter physischer und/oder psychischer Merkmale. Betroffen sein können u.a. kognitive, emotionale, soziale und motorische Fähigkeiten sowie die Sprache.

Was ist der Unterschied zwischen Entwicklungsstörung und Entwicklungsverzögerung?

Unter einer Entwicklungsgefährdung werden dabei Hinweise auf eine Entwicklungsstörung verstanden, während der Begriff der Entwicklungsauffäl- ligkeit einen Überbegriff zu den bisher genannten Begriffen (Verzögerung, Gefährdung, Störung) darstellt.

ICD10 F8 Entwicklungsstörung

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Was gehört zu Entwicklungsstörungen?

Hierzu gehören insbesondere:
  • Entwicklungsstörungen der Sprache und des Sprechens.
  • Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten, z.B. Lese- und Rechtschreibstörung (Legasthenie), Rechenstörung (Dyskalkulie)
  • Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen.
  • Tiefgreifende Entwicklungsstörungen, z.B. Autismus, Rett-Syndrom.

Wie kommt es zu Entwicklungsstörungen?

Entwicklungsstörungen können durch vielfältige Beeinträchtigungen verursacht werden. Es können aber auch emotionale oder soziokulturelle (z. B. zu viel Medienkonsum, zu wenig Bewegungsanregung), Ursachen infrage kommen.

Sind Entwicklungsstörungen vererbbar?

Solche Veränderungen können bei der Keimzellbildung neu entstehen und sind dann nicht ererbt. Liegt bei den Eltern jedoch bereits eine Veränderung im Erbgut vor, kann diese auf die Kinder vererbt werden.

Wann ist ein Kind Entwicklungsverzögert?

Wann sich die Entwicklungsverzögerung bemerkbar macht, kann durchaus unterschiedlich sein. Einige Verzögerungen zeigen sich bereits in den ersten Wochen des Lebens, während andere sich erst nach vielen Monaten offenbaren.

Kann man eine geistige Behinderung im MRT sehen?

So können im Ultraschall zum Beispiel keine Strukturen abgebildet werden, die von Knochen verdeckt sind. Im MRT ist dies aber möglich. Die Folge: Einige Gehirnschäden werden im Ultraschall nicht erkannt, im MRT sind sie dagegen zu sehen. Früher war es nahezu unmöglich Frühchen im MRT zu untersuchen.

Ist eine Entwicklungsverzögerung schlimm?

Wenn Sie bei Ihrem Kind deutliche Verzögerungen in einem oder mehreren Entwicklungsbereichen bemerken oder Sie sich nicht sicher sind, was genau Ihr Kind können müsste, sollten Sie zunächst mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt über Ihre Beobachtungen sprechen.

Wie macht sich eine Entwicklungsstörung bemerkbar?

Manche Kinder mit Entwicklungsstörungen sind reizbarer und unruhiger als andere und können sich schlechter konzentrieren. Sie sind oft auch impulsiver und haben häufiger Verhaltensprobleme. Zudem geben sie schneller auf oder vermeiden Tätigkeiten, die für sie schwierig sind.

Wann wird eine Behinderung erkannt?

Vor der Geburt, kurz nach der Geburt oder später im Leben: Die Behinderung eines Kindes kann zu ganz verschiedenen Zeitpunkten im Leben erkannt werden – und damit beginnt ein neuer Weg für die ganze Familie. Außergewöhnlich, herausfordernd, oft anstrengend – und meist unerwartet glücklich.

Welcher Pflegegrad bei Entwicklungsverzögerung?

Liegen weitere Diagnosen vor (z.B. Autismus/Asperger, Entwicklungsverzögerung, Wahrnehmungsstörung, Hypersensibilität o. ä.), die sich auf den Pflegeaufwand auswirken, so kann auch eine Einstufung in den Pflegegrad 2 (erhebliche Beeinträchtigung der Selbständigkeit) oder ggf. höher erfolgen.

Was tun wenn Kind Entwicklungsverzögert?

Sprechen Sie bei Auffälligkeiten Ihren Kinderarzt an

Ein Kinderarzt kann mit Hilfe verschiedener Tests feststellen, inwiefern eine Entwicklungsverzögerung vorliegt. Wenn Sie Entwicklungsverzögerungen bei Ihrem Kind bemerken, sollten Sie sich also schnellstmöglich Hilfe holen.

Was ist eine geistige Entwicklungsstörung?

Geistige Entwicklungsstörung bezeichnet einen andauernden Zustand deutlich unterdurchschnittlicher kognitiver Fähigkeiten eines Menschen sowie damit verbundene Einschränkungen seines adaptiven Verhaltens (soziale und praktische Alltagskompetenzen) mit Auftreten vor dem 18. Lebensjahr.

Kann man eine Entwicklungsverzögerung aufholen?

Die Begriffe Entwicklungsverzögerung und Entwicklungsstörung schmeißen viele in einen Pott. Genau genommen ist es aber nicht das Gleiche. Eine Entwicklungsverzögerung kann das Kind wieder aufholen. Es ist also ein temporärer Entwicklungsrückstand.

Ist Autismus eine Entwicklungsstörung?

Autismus ist eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung.

Ist eine Entwicklungsstörung eine psychische Erkrankung?

Die internationale Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10, Version 2015) unterscheidet bei den psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zwei Kategorien: Entwicklungsstörungen sowie Verhaltensstörungen und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend.

Wann stellt man eine geistige Behinderung fest?

Der Schweregrad wird anhand des Intelligenzquotienten (IQ) bestimmt: Ein IQ von 70 bis 85 gilt als Lernbehinderung, 50 bis 70 als leichte geistige Behinderung. Liegt der IQ unter 50, wird dies als mittelschwerer bis schwerer, unter 20 als schwerster Grad bezeichnet.

Was ist eine leichte geistige Behinderung?

Experten sprechen bei einem IQ von 70 bis 85 von einer Lernbehinderung, bei einem IQ von unter 70 von einer leichten Intelligenzminderung und ab einem IQ von unter 50 von einer mittleren bis schweren geistigen Behinderung.

Wann merkt man das ein Kind behindert ist?

Auswirkungen der Behinderung

Es gibt angeborene Behinderungen, die man sofort nach der Geburt erkennt. Man kann dann ungefähr abschätzen, in welche Richtung die weitere Entwicklung gehen wird. In diesen Fällen setzen auch sofort gezielte Förderung, Therapie und medizinische Behandlung ein.

Wer diagnostiziert Entwicklungsverzögerung?

Die Indikationsstellung für Zusatzuntersuchungen (z.B. MRI, EEG, humangenetische/zytogenetische und metabolische Abklärung) sollte Kinderärzten (idealerweise Entwicklungspädiatern und Kinderneurologen) vorbehalten bleiben.

Warum Kind Entwicklungsverzögert?

Die Ursachen für eine Entwicklungsverzögerung beruhen im Wesentlichen auf drei Komponenten: Zum einen kann die genetische Veranlagung entscheidend bei der Ausbildung einer Entwicklungsstörung sein. Zum anderen können biologische Reifungsprozesse dazu führen, dass sich das Kind langsamer entwickelt als andere.

Wann mit Kind zur Ergotherapie?

Wann braucht mein Kind Ergotherapie? Nur wenn Ihr Arzt eine krankhafte Entwicklungsstörung oder Verhaltensauffälligkeit bei der Untersuchung feststellt, braucht Ihr Kind Ergotherapie. Kindergärten und Schulen können nur eine Empfehlung aussprechen. Gesunde Kinder brauchen keine Ergotherapie.