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Ist ein Zeuge ein Beweis?

Gefragt von: Hermann Zimmer  |  Letzte Aktualisierung: 23. August 2022
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Der Zeugenbeweis (§§ 373 ff. ZPO) ist eines der am häufigsten angebotenen Beweismittel in der Praxis. Gegenstand des Beweises sind Tatsachen, die der Zeuge selbst wahrgenommen hat.

Sind Zeugen ein Beweis?

In der Praxis ist jedenfalls feststellbar, dass der Zeugenbeweis sich als die überwiegende Beweisart darstellt. Dies gilt ungeachtet der in Literatur und Rechtsprechung unbestrittenen Tatsache, dass der Zeuge das schwächste aller Beweismittel ist.

Was gilt als Beweis?

Ein Beweis ist das (positive) Ergebnis eines auf die Feststellung von Tatsachen gerichteten Beweisverfahrens. Er ist ein wichtiges Mittel der richterlichen Überzeugungsbildung bei der Feststellung des („rechtserheblichen“) Sachverhalts, der einer gerichtlichen Entscheidung zugrunde liegt.

Wie aussagekräftig sind Zeugen?

Eine „Aussage gegen Aussage“ Konstellation liegt vor, wenn sich der Verdacht gegen einen Beschuldigten oder Angeklagten nur auf ein einziges Beweismittel, nämlich die Aussage eines Zeugen stützt. Dieser Zeuge ist in der Regel das vermeintliche Opfer der Tat.

Wann ist ein Zeuge glaubhaft?

Glaubwürdigkeit als Personenmerkmal ist jedoch erheblich, wenn Banden, Seilschaften oder besonders verbundene Interessenträger verwickelt und Zeugenabsprachen zu befürchten sind. Die Glaubhaftigkeit im weiteren Sinne ist das Ergebnis der Beurteilung, ob die auf ein bestimmtes Geschehen bezogene Aussagen zutreffen.

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Werden Zeugen überprüft?

Die Befragung von Zeugen, Sachverständigen sowie des Beschuldigten (im Ordnungswidrigkeitenverfahrensrecht: Betroffenen), Angeschuldigten bzw. Angeklagten ist eine Art der Beweiserhebung. Vor Gericht können Zeugen oder Sachverständige verpflichtet werden, unter Eid auszusagen.

Was passiert bei Aussage gegen Aussage ohne Beweise?

Die belastende Aussage eines Zeugen steht gegen die bestreitende Aussage des Angeklagten. Wenn es dann keine objektiven Anhaltspunkte für das konkrete Geschehen gibt, wird die Luft für die Beweisführung zwar dünn, aber die Flamme der Anklage geht im Gerichtssaal deswegen noch nicht sofort aus.

Was machen bei Aussage gegen Aussage?

Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen

Eine Aussage gegen Aussage Konstellation besteht auch dann, wenn sich der Beschuldigte oder Angeklagte überhaupt nicht zur Tat äußert, denn Schweigen darf juristisch nicht gewertet werden, sodass das Schweigen einem Bestreiten der Tat gleich steht.

Wann ist Aussage gegen Aussage?

Mit einfachen Worten: Wenn es nur einen einzigen Zeugen gibt (Aussage gegen Aussage!), heißt dies nicht, dass der Angeklagte automatisch freigesprochen wird. Es kommt auf die Glaubwürdigkeit des Zeugen an.

Kann man als Zeuge angeklagt werden?

Zeuge kann jede Person sein, die etwas wahrgenommen hat, was in einem gerichtlichen Verfahren von Bedeutung sein kann. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Anlass die Person die Wahrnehmungen gemacht hat. So kann es sogar auch ausreichen, wenn der Zeuge Schilderungen anderer Personen darstellen kann.

Wann ist ein Zeuge nicht glaubwürdig?

Bei Zeugen unterscheidet man zwischen der Glaubwürdigkeit der Person und der Glaubhaftigkeit der Aussage. Hinsichtlich der Glaubwürdigkeit spielen z.B. eine Rolle, ob die Aussage sich vollständig mit der anderer Zeugen oder der Einlassung des Beschuldigten deckt, so dass es nach einer abgesprochenen Aussage aussieht.

Wann ist ein Beweis ungültig?

Beweismittelverbot. Von einem Beweismittelverbot spricht man, wenn eines der vier zulässigen Beweismittel, Urkunde, Zeuge, Sachverständigengutachten, Augenschein, nicht verwendet werden darf. Dies trifft beispielsweise auf Aussagen von Zeugen zu, die sich später auf ein Zeugnisverweigerungsrecht berufen.

Kann man jemanden ohne Beweise anzeigen?

Jeder Mensch kann bei der Polizei oder Ermittlungsbehörden eine Strafanzeige stellen. Sie müssen nicht gleich beweisen, dass es tatsächlich eine Straftat ist. Es reicht, wenn Sie gute Gründe für Ihre Vermutung haben.

Wer hat die Beweislast?

Zivilprozess. Normalerweise trägt jede Partei im streitigen Zivilprozess die Beweislast für Tatsachen, die zum Tatbestand einer ihr günstigen Rechtsnorm gehören (sog. Rosenbergsche Formel, kurz: Was mir nützen soll, muss ich auch behaupten und beweisen.).

Wann muss Beweis erhoben werden?

Entscheidungserhebliche und bestrittene Tatsachen müssen grundsätzlich bewiesen werden. Dazu ist als erster Schritt ein Beweisantrag der belasteten Partei nötig (= Beweisantritt). Regelmäßig werden die Beweisanträge in den Schriftsätzen gestellt.

Wer muss vor Gericht beweisen?

Beweiserhebung und der Grundsatz der freien Beweiswürdigung

Dabei entscheiden die Richter aus ihrer freien, aus dem Inbegriff der Verhandlung geschöpften Überzeugung (§ 261 StPO). Der Richter muss mit Hilfe der Beweismittel zu dem Ergebnis kommen, dass sich ein bestimmtes Ereignis so und nicht anders zugetragen hat.

Wer zahlt die Gerichtskosten bei Aussage gegen Aussage?

Grundsätzlich trägt der Verurteilte eines Strafprozesses die Kosten des Gerichtsverfahrens, seine eigenen (für seinen Rechtsanwalt, Fahrtkosten etc.) und der ggf. anderen beteiligten Personen (so z.B. für Sachverständige, Rechtsanwaltskosten der Nebenklage, Zeugengeld).

Wer zahlt bei Aussage gegen Aussage?

Spätestens wenn Ihr Fall streitig wird und vor Gericht geht, wird ein Sachverständiger für Unfallrekonstruktion vom Gericht beauftragt werden. Dessen Kosten wird der Verlierer des Verfahrens am Ende on-top zu tragen haben.

Was passiert mit meiner Zeugenaussage?

Nach der Belehrung werden Ihre persönlichen Daten abgefragt und zu Protokoll gegeben: Name, Alter/Geburtsdatum, Familienstand, Adresse und Beruf. Außerdem werden Sie gefragt, ob Sie mit der angeklagten Person verwandt oder verschwägert sind und ob Sie wegen einer Falschaussage vorbestraft sind.

Wie kann man vor Gericht gewinnen?

Wie läuft eine Hauptverhandlung ab?
  1. Aufruf der Sache.
  2. Feststellung, ob Angeklagter und Verteidiger anwesend und Beweismittel herbeigeschafft sind.
  3. Zeugen werden belehrt und verlassen Sitzungssaal.
  4. Vernehmung des Angeklagten zur Person.
  5. Verlesung des Anklagesatzes durch StA.
  6. Belehrung des Angeklagten über Schweigerecht.

Ist die Aussage eines Polizisten mehr wert?

Ein oftmals unterschätzter Beitrag des Polizeibeamten zum Ausgang des Strafverfahrens. Das Verhalten eines Polizeibeamten als Zeuge vor Gericht nimmt in der Aus- und Fortbildung einen eher geringen Stellenwert ein. Darum sind sich viele Beamte der Bedeutung ihrer Zeugenaussage nicht bewusst.

Was passiert nach einer Aussage bei der Polizei?

Ihre Angaben werden protokolliert und Ihnen zur Bestätigung vorgelegt. Dies erfolgt durch Ihre Unterschrift. Ihre gestellten Beweisanträge und die zu Ihren Gunsten sprechenden Tatsachen fließen in die Ermittlungen ein. Nach deren Abschluss erfolgt die Abgabe des Vorganges an die Staatsanwaltschaft zur Entscheidung.

Wie muss ein Richter entscheiden?

Richterinnen und Richter übernehmen den Vorsitz bei Gerichtsverhandlungen. Sie fällen Urteile und begründen sie schriftlich. Nicht in jedem Fall kommt es zu einer mündlichen Verhandlung. Oft reicht es, dass eine Richterin beziehungsweise ein Richter die Akten prüft und aufgrund der Sachlage eine Entscheidung fällt.

Was passiert bei Körperverletzung Aussage gegen Aussage?

Wenn bei einer Körperverletzung Aussage gegen Aussage steht, den Zeugenaussagen das gleiche Gewicht beigemessen wird und keinerlei andere Beweismittel zur Verfügung stehen, dann müssen Sie damit rechnen, dass es nicht zu einer Verurteilung kommen wird.

Was passiert bei einer Anzeige ohne Zeugen?

Beide Parteien stehen sich dann im Prozess gleichberechtigt gegenüber. Dabei ist es grundsätzlich so, dass Kläger und Beklagter im Zivilverfahren nicht gleichzeitig Zeuge sein können. Es braucht also neben den Parteien andere Zeugen oder weitere Beweismittel, die die Klageforderung beweisen können.

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