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Ist ein Vergleich rechtlich bindend?

Gefragt von: Andre Seiler B.Sc.  |  Letzte Aktualisierung: 23. September 2022
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Ein Rechtsstreit wird durch einen Prozessvergleich beendet und verliert damit seine Rechtshängigkeit. Ein Prozessvergleich entfaltet keine Rechtskraft.

Wann ist ein Vergleich rechtskräftig?

Der wirksame Prozessvergleich ist Vollstreckungstitel gemäß § 794 I Nr. 1 ZPO, wenn er vollstreckungsfähig ist. Vollstreckungsfähig ist der Vergleich, wenn er die den Parteien auferlegten Verpflichtungen hinreichend bestimmt wiedergibt.

Wann ist ein Vergleich unwirksam?

Der Vergleich ist unwirksam, wenn der nach dem Inhalt des Vertrags als feststehend zugrunde gelegte Sachverhalt der Wirklichkeit nicht entspricht und der Streit oder die Ungewissheit bei Kenntnis der Sachlage nicht entstanden sein würde (§ 779 Abs. 1 BGB@).

Ist ein Vergleich widerrufbar?

Der Widerruf eines Prozessvergleichs kann wirksam sowohl dem Gericht als auch der anderen Vergleichspartei gegenüber erklärt werden, wenn die Parteien keine hiervon abweichende Vereinbarung getroffen haben; dies gilt jedenfalls für Prozessvergleiche, die seit dem 1. Januar 2002 geschlossen wurden.

Was passiert wenn man einem Vergleich nicht zustimmt?

Der Prozessvergleich ist ein bereits rechtskräftiger vollstreckbarer Titel. Kommt der Gegner der Forderung aus dem Vergleich nicht nach, kann sofort die Zwangsvollstreckung betrieben werden.

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Kann man einen Vergleich anfechten?

Ein Vergleich kann nach den allgemeinen Regeln angefochten werden. Ausgeschlossen ist die Anfechtung wegen Irrtums über einen streitigen Punkt, der durch den Vergleich gerade beseitigt werden sollte.

Wer zahlt den Anwalt bei einem Vergleich?

Die eigenen Anwaltskosten muss aber jede Partei selbst tragen. Das gilt unabhängig vom Ausgang des Prozesses. Geht ein Verfahren hingegen in die zweite Instanz, fallen dort die Anwaltskosten der Gegenseite wiederum der unterliegenden Partei zur Last.

Wie lange kann man einen Vergleich widerrufen?

Wird ein Widerrufsvorbehalt im Rahmen des Vergleiches gemacht, wird regelmäßig aich die Widerrufsfrist festgelegt, das sind üblicherweise 2 oder 3 Wochen ab Vergleichsschluss. Wenn kein Widerrufsvorbehalt gemacht wurde ist der Vergleich wirksam und unwiderruflich zustandegekommen.

Wie lange kann man einen Vergleich anfechten?

Die Anfechtung ist grundsätzlich innerhalb von drei Jahren nach Vergleichsabschluss zulässig. In der Zeit muss eine Klage auf Feststellung der Unwirksamkeit des abgeschlossenen Vergleichs bei Gericht eingebracht werden. Auch ein Vergleich vor einem Richter kann unter gewissen Umständen unwirksam sein.

Was passiert wenn ein Vergleich widerrufen wird?

Wird ein gerichtlicher Vergleich nach Ablauf einer vereinbarten Frist widerrufen, bleibt der Vergleich wirksam. Das gilt selbst dann, wenn demjenigen, der die Frist versäumt hat, überhaupt keine Schuld an der Verspätung trifft.

Was ist bei einem Vergleich zu beachten?

Voraussetzungen des Vergleichs
  • Es besteht ein wirksames Rechtsverhältnis zwischen den Parteien. ...
  • Es besteht entweder Streit, Ungewissheit oder Unsicherheit über das Rechtsverhältnis.
  • Beide Parteien beenden den Streit oder die Ungewissheit bzw. ...
  • Es darf ferner keine Unwirksamkeit des Vergleichs gem.

Welche Arten von Vergleichen gibt es?

Es gibt verschiedene Arten von Vergleichen:
  • außergerichtlicher Vergleich. § 779 BGB, Feststellungsgeschäft, das unabhängig von der Rechtslage bestimmt, was zwischen den Parteien rechtens ist. ...
  • Anwaltsvergleich. vgl.§ 796a ZPO: Rechtsgrundlage für ZwangsVollstreckung.
  • Prozessvergleich.

Wann ist ein außergerichtlicher Vergleich rechtskräftig?

Vergleichen sich die Parteien außerhalb des Prozesses, spricht man vom außergerichtlichen Vergleich. Erfolgt dieser während eines anhängigen Verfahrens, wird der Rechtsstreit jedoch nicht unmittelbar beendet. Er wirkt sich jedoch auf die Begründetheit der Klage aus.

Wie läuft ein Vergleich vor Gericht ab?

Der Vergleich wird vor einem deutschen Gericht geschlossen. Ein gerichtliches Verfahren ist anhängig, das beendet werden soll. Der Vergleich wird zwischen den Parteien des Rechtsstreits geschlossen. Der Vergleich muss nach § 160 ZPO protokolliert werden.

Was ist ein vergleichsangebot?

Mit einem Vergleichsangebot signalisieren Sie, dass Sie nach einer Lösung suchen. Und Sie können Ihre Gläubiger davon überzeugen, auf die Zwangsvollstreckung zu verzichten, solange Sie sich an die Abmachungen halten.

Kann ein außergerichtlicher Vergleich widerrufen werden?

5.1 Ein mit Vorbehalt des Widerrufs vor Gericht geschlossener Vergleich kann nur dem Gericht gegenüber rechtswirksam widerrufen werden; trotzdem kann die materiell-rechtliche Wirksamkeit desselben durch Übereinkunft der Parteien oder durch außergerichtlichen Widerruf behoben werden.

Kann man aus einem Vergleich vollstrecken?

Um jedoch aus einem Vergleich vollstrecken zu können, muss der Vergleich einen vollstreckbaren Inhalt aufweisen, also inhaltlich bestimmt sein. Das ist nur dann gegeben, wenn der Vergleich aus sich heraus vollstreckbar ist und jeder unbeteiligte Dritte erkennen kann, was der Gläubiger vom Schuldner verlangen kann.

Wie hoch sind die Gerichtskosten bei einem Vergleich?

Für einen Vergleich erhält der Anwalt eine zusätzliche Gebühr von 1,5 bei außergerichtlichem Vergleich oder 1,0 bei einem gerichtlichen Vergleich. Gleichzeitig ermäßigen sich die Gerichtsgebühren vor dem Zivilgericht auf 1/3 der für das Urteil anfallenden Gebühren.

Ist ein außergerichtlicher Vergleich bindend?

Ein außergerichtlicher Vergleich hat keinen besonderen gesetzlichen Regelungen zu folgen. Kommt die Einigung zustande, gilt der Vergleich als Erlassvertrag gemäß § 397 BGB oder als Stundungsabrede. Für alle Gläubiger, die dem Vergleich zugestimmt haben, ist er rechtlich bindend.

Welche Auswirkungen hat der vergleichsabschluss auf die Gerichtskosten?

Um den Parteien einen Vergleich zu versüßen (das Gericht hat auch weniger Arbeit, da es kein Urteil schreiben muss) reduzieren sich die Gerichtskosten um 2/3 (auf eine Gerichtsgebühr), wenn die Parteien sich in einem Vergleich einigen. Ebenso verhält es sich, wenn die klagende Partei die Klage zurücknimmt.

Wie viel Prozent des Streitwertes bekommt der Anwalt?

Beispiele für Anwaltskosten:

Ist der Anwalt gegenüber dem Gegner tätig, führt er also die Korrespondenz mit ihm, so kann er üblicherweise eine 1,3 Geschäftsgebühr aus dem Streitwert in Ansatz bringen. Bei einem Streitwert von 4.000,00 € wären das 318,50 € netto.

Wie lange dauert ein Vergleich?

Ein außergerichtlicher Vergleich ist schnell und unbürokratisch zu realisieren. In der Regel dauert ein außergerichtlicher Schuldenvergleich nicht länger als 4-8 Wochen, anstatt wie bei einem Insolvenzverfahren bis zu 6 Jahren.

Was ist ein außergerichtlicher Vergleich?

Der außergerichtliche Vergleich ist eine Möglichkeit, sich von Schulden zu befreien, ohne dass ein Gericht eingreifen muss. Er wird notwendig, wenn man seine Schulden nicht mehr bezahlen kann, also überschuldet und zahlungsunfähig ist.

Was kommt nach dem Gütetermin?

Beim Scheitern des Gütetermins setzt das Gericht einen neuen Termin fest, den sogenannten Kammertermin. Dieser findet mehrere Monate später statt und in diesem Termin wird dann streitig verhandelt. Nach dem Kammertermin entscheidet das Gericht entweder durch Urteil oder es erfolgt eine Beweisaufnahme.