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Bin ich verpflichtet Steuerhinterziehung zu melden?

Gefragt von: Herr Dr. Arthur Bühler  |  Letzte Aktualisierung: 16. März 2023
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Bei Verdacht einer Steuerhinterziehung kann jeder gegenüber dem Finanzamt Anzeige erstatten. Die Finanzverwaltung ist dann gesetzlich verpflichtet, der Anzeige nachzugehen, sofern diese ausreichende Anhaltspunkte für eine Steuerstraftat enthält. Die Anzeige ist formlos möglich.

Wie findet das Finanzamt Steuerhinterziehung heraus?

Um Steuerhinterzieher zu entlarven, greift das Finanzamt auf Datenbestände unter anderem von Banken, Sozialversicherungen, Behörden und anderen Steuerzahlern zurück. Dabei erhält der Fiskus auch Informationen aus dem Ausland, zum Beispiel durch die bei Steuersündern besonders gefürchteten „Daten-CDs“.

Was passiert wenn man wegen Steuerhinterziehung angezeigt wird?

Bei höchstens 50.000 Euro an hinterzogenen Steuern kommt es nur zur Verhängung einer Geldstrafe. Ab 50.000 Euro liegt ein besonders schwerer Fall vor. Das heißt, Sie können eine Freiheitsstrafe erhalten. Es gibt jedoch noch die Möglichkeit, diese zur Bewährung aussetzen zu lassen.

Wer muss Steuerhinterziehung beweisen?

Der BFH hat erneut betont, dass das Finanzamt den Tatbestand der Steuerhinterziehung nach den Verfahrensvorschriften der AO und FGO prüfen und feststellen muss (BFH v. 15.11.2017 - I B 27/17, BFH/NV 2018, 542).

Wann Verdacht Steuerhinterziehung?

Sehr vereinfacht gesagt, liegt Steuerhinterziehung immer dann vor, wenn der Staat ihm zustehende Steuern vom Steuerschuldner nicht bekommt. Das kann durch die Nichtentrichtung (Steuern werden nicht gezahlt) oder durch die Nichtangabe von steuerrelevanten Umständen (Einnahmen, Erbschaft etc.) entstehen.

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Was ist eine einfache Steuerhinterziehung?

Voraussetzung einer einfachen Steuerhinterziehung nach § 370 Abs. 1 AO sind falsche, unvollständige oder unterlassene Angaben in Steuersachen gegenüber einer Finanzbehörde. Die Angaben oder deren Unterlassen müssen dazu führen, dass Steuern verkürzt oder nicht gerechtfertigte Steuervorteile erlangt werden.

Kann man aus Versehen Steuerhinterziehung?

Wer erkennt, dass seine Angaben fehlerhaft oder unvollständig waren, den trifft eine unverzügliche Berichtigungspflicht gemäß § 153 AO. Keine Steuerhinterziehung begeht dagegen, wer lediglich von einem Irrtum oder Versehen des Finanzamts profitiert.

Wann wird Finanzamt misstrauisch?

Besonders misstrauisch wird das Finanzamt, wenn Ihre Steuererklärung und besonders die Angaben in Ihrem EÜR-Formular offensichtliche Ungereimtheiten enthalten, z.B. wenn Sie andauernde Verluste ausweisen oder einen deutlich niedrigeren Gewinn als vergleichbare Unternehmen erwirtschaftet haben.

Wann ist Steuerhinterziehung strafbar?

“ Neben Geldstrafen sind dabei auch Freiheitsstrafen möglich. Während bei einer Steuerhinterziehungssumme bis zu 1.000 Euro das Steuerstrafverfahren meistens unter Geldauflage eingestellt wird, kommt es bei Beträgen bis 50.000 Euro zur Anzeige und zur strafrechtlichen Verfolgung der Steuerhinterziehung.

Was zählt alles zur Steuerhinterziehung?

Eine Steuerhinterziehung begeht wer: den Finanzbehörden oder anderen Behörden über steuerlich erhebliche Tatsachen unrichtige oder unvollständige Angaben macht, die Finanzbehörden pflichtwidrig über steuerlich erhebliche Tatsachen in Unkenntnis lässt oder.

Wie lange darf Finanzamt rückwirkend prüfen?

Innerhalb der gesamten 4 Jahre darf das Finanzamt dann zurück prüfen. Dabei ist es unerheblich, ob Sie eine Steuererklärung abgegeben haben, oder nicht. Diese „kurze“ Frist von 4 Jahren gilt aber nur, wenn Sie nicht verpflichtet sind oder waren, eine Steuererklärung abzugeben.

Kann das Finanzamt meine Kontobewegungen sehen?

Eine Speicherung von Kontoständen oder -umsätzen erfolgt nicht. Fazit: Die Kontoabfrage gibt nur Auskunft darüber, bei welchen Kreditinstituten jemand Konten oder Depots unterhält. Es werden keine Informationen über den Kontostand oder die Kontobewegungen an das Finanzamt übermittelt.

Wann kommt die Steuerfahndung Privatperson?

Die Steuerfahndung hingegen tritt nur vor Ort und erst dann auf, wenn sich der Verdacht auf eine Steuerstraftat bestätigt hat. Im Steuerstrafverfahren untersucht die BuStra, ob Steuerpflichtige aufgrund einer begangenen Steuerstraftat zu bestrafen sind.

Wann meldet sich das Finanzamt?

Hintergrund: Das Finanzamt meldet sich zum Beispiel immer dann, wenn es eine so genannte Kontrollmitteilung über Einkünfte erhalten hat, die sich steuerlich auswirken können - etwa durch Erbschaft, Schenkung oder Zinserträgen.

Ist es Steuerhinterziehung wenn man keine Steuererklärung abgibt?

Doch die Finanzverwaltung will zumeist noch weiter zurückgehen und wendet einen Kniff an: Die Nichtabgabe einer Steuererklärung sei nämlich stets eine Steuerhinterziehung, mindestens aber eine leichtfertige Steuerverkürzung. Und dann kann sich die Festsetzungsfrist auf fünf oder gar zehn Jahre verlängern.

Wann fordert das Finanzamt Belege an?

Belege nur auf Nachfrage einreichen

Seit 2017 brauchst du grundsätzlich keine Belege und Quittungen an dein Finanzamt zu senden, wenn du deine Einkommensteuererklärung machst. Denn im Rahmen der Digitalisierung wurde aus der Belegvorlagepflicht eine Belegvorhaltepflicht.

Was passiert bei 1000 € Steuerhinterziehung?

Geldstrafen bei Steuerhinterziehung in Tagessätzen:

1.000 Euro unterschlagene Steuer wird mit etwa 10 Tagessätzen bestraft. 5.000 Euro Steuerverkürzung werden mit 20-60 Tagessätzen geahndet. 10.000 Euro schlagen mit 50 – 80 Tagessätzen zu Buche.

Ist Steuerhinterziehung schlimm?

Das Gesetz sieht für Steuerhinterzieher eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren, in besonders schweren Fällen bis zu 10 Jahren vor. Für das konkrete Strafmaß spielt insbesondere die Höhe der hinterzogenen Steuern eine entscheidende Rolle.

Wann liegt ein besonders schwerer Fall der Steuerhinterziehung vor?

Nach Nr. 1 soll ein besonders schwerer Fall in der Regel vorliegen, wenn der Täter in großem Ausmaß Steuern hinterzieht. Nach der neueren Rechtsprechung ist das große Ausmaß erreicht bei einer Steuerhinterziehung ab 50.000,00 € (BGH, Urt.

Wann steht das Finanzamt vor der Tür?

Ohne Vorankündigung stehen die Steuerfahnder vom Finanzamt um 6 Uhr morgens mit richterlichem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür.

Was darf das Finanzamt nicht fragen?

Wichtig zu wissen: die Behörde darf nur die sogenannten Stammdaten, aber keine Kontenbewegungen oder Kontenstände abfragen (§ 93 Abs. 7 AO). Erfolgt die Abfrage im Rahmen eines Steuerstrafverfahrens ist die Informationspflicht der Steuerbehörden so nicht gegeben (§ 24c Abs.

Wie wird das Finanzamt auf mich aufmerksam?

Kontrollmitteilungen über Bankkunden

Ihr Finanzamt kann nicht nur durch eigene Auskunftsersuchen oder Kontenabrufe, sondern auch durch Kontrollmitteilungen anlässlich einer Bankenprüfung durch andere Finanzämter oder der Steuerfahndung auf ihm bisher unbekannte Konten stoßen (§ 194 Abs. 3 AO).

Kann das Finanzamt auf mein Konto zugreifen?

Selbst wenn kein Verdacht einer Straftat vorliegt, sind Finanzbehörden berechtigt einen automatisierten Abruf von Kontoinformationen vorzunehmen, beispielsweise zur Feststellung von Einkünften aus Kapitalvermögen sowie privaten Veräußerungsgeschäften.

Was ist der Unterschied zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug?

Ein Steuerbetrug liegt dann vor, wenn du zusätzlich zur Steuerhinterziehung auch noch Urkunden fälschst. Du kannst dies damit vergleichen, wenn du beispielsweise jemanden anlügst. Wenn du aber für deine Lüge noch ein Dokument veränderst, um deine Lüge zu stärken, dann spricht man von Steuerbetrug.

Werden Privatpersonen vom Finanzamt geprüft?

Wie wahrscheinlich ist eine Steuerprüfung bei Privatpersonen? Eine steuerliche Außenprüfung bei Privatpersonen ist nur zulässig, wenn die oder der Steuerpflichtige hohe Einkünfte hat und gleichzeitig keine nachprüfbaren Angaben zur Verwendung der Geldmittel vorlegen kann.

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