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Kann sich ein Polizist auf Notwehr berufen?

Gefragt von: Ehrenfried Wittmann  |  Letzte Aktualisierung: 11. September 2022
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Unstrittig ist, dass sich ein Polizeibeamter auf das Notwehrrecht berufen kann, wenn er selbst angegriffen wird (Kühl Strafrecht AT, 8. Aufl. 2017, § 7 Rn. 148).

Können sich Polizisten auf Notwehr berufen?

Das bedeutet, die Polizeigesetze regeln nur, wann ein polizeiliches Handeln öffentlich-rechtlich rechtswidrig oder rechtsmäßig ist. Der Polizist darf sich in Ergänzung der polizeilichen Regelungen auf das Notwehr- und Nothilferecht berufen.

Wann kann man sich auf Notwehr berufen?

Auf Notwehr berufen kann sich demnach nur, wer individuelle Güter oder Interessen Einzelner schützen will wie etwa Eigentum, Leben, Körper, Ehre, Gesundheit und/oder Freiheit.

Wer eine Tat begeht die durch Notwehr?

Strafgesetzbuch (StGB) § 32 Notwehr

(1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.

Wann ist Notwehr strafbar?

Doch ab wann ist es Notwehr? Damit eine Notwehrlage vorliegt, muss der Angriff gegenwärtig sein, sprich unmittelbar bevorstehen, bereits begonnen haben oder noch andauern. Er darf noch nicht beendet sein, da sonst das Recht auf Notwehr nicht mehr gegeben ist. Ein Beispiel hierfür wäre ein drohender Schlag ins Gesicht.

Notwehr erklärt - § 32 StGB - Wann und wie darf ich mich verteidigen? Beispiele | Herr Anwalt

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Was ist milde Notwehr?

Damit wird das Notwehrrecht überhaupt begründet. Es hält einen wichtigen Grundsatz fest: Einem Angegriffenen ist es grundsätzlich gestattet, sich mit Gewalt zu wehren, auch wenn ihm Flucht als „mildestes Mittel“ der „Notwehr“ möglich wäre; er kann sich also wehren und braucht nicht zu weichen.

Ist Notwehr Gewalt?

Wer also in Notwehr tätig wird, handelt nicht rechtswidrig und macht sich mithin auch nicht strafbar. Dem Ganzen liegt der Gedanke zugrunde, dass niemand einen gegen sich verübten oder drohenden Angriff einfach so hinnehmen und erdulden muss, sondern sich gegen einen solchen zur Wehr setzen darf.

Ist Besitz Notwehrfähig?

Jedes Rechtsgut (Leib und Leben, Gesundheit, Freiheit, Eigentum, Besitz, Ehre etc.) ist notwehrfähig.

Welche Arten von Notwehr gibt es?

  • Die Notwehr (§ 32 StGB) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. ...
  • Rechtsfertigender Notstand. ...
  • Entschuldigender Notstand. ...
  • Aggressiver Notstand des Eigentümers (§ 904 BGB) ...
  • Defensiver Notstand (§ 228 BGB) ...
  • Selbsthilfe (229 BGB) ...
  • Unterfällen der Selbsthilfe. ...
  • Festnahmerecht (§ 127 StPO)

Was ist der Unterschied zwischen Notwehr und Nothilfe?

Wann liegt Notwehr vor und was ist Nothilfe? Sowohl die Notwehr als auch die Nothilfe sind in § 32 StGB geregelt. Während bei der Notwehr ein Angriff auf den in Notwehr handelnden abgewehrt werden soll, bedeutet die Nothilfe die Verteidigung zu Gunsten einer dritten Person.

Was darf ich bei Notwehr?

Die Verteidigung muss dem Angriff angemessen sein: Ist der Angreifer selbst bewaffnet oder deutlich stärker, darf man auch ein "Werkzeug" zu Hilfe nehmen. Dazu gehören Schlüssel, ein Ast, die Handtasche oder der Regenschirm. Illegale Waffen sind auch in einer Notwehr-Situation verboten.

Ist Notwehr Körperverletzung?

Die Notwehr ist im Strafrecht ein sogenannter Rechtfertigungsgrund. Wenn Sie sich zur Wehr setzen und hierbei einen anderen Menschen verletzen, dann erfüllen Sie beispielsweise den Tatbestand der Körperverletzung.

Wie prüft man die Notwehr?

Definition: Notwehrhandlung

Die Notwehrhandlung ist erforderlich, wenn sie geeignet ist, den Angriff abzuwehren und darüber hinaus von mehreren gleich wirksamen Mitteln das mildeste zur Verfügung stehende Gegenmittel darstellt. Wessels/Beulke/Satzger Strafrecht AT Rn.

Wann darf die deutsche Polizei schießen?

Grundsätzlich ist Polizeirecht Ländersache. Im Polizeigesetz des Landes NRW heißt es, Schusswaffen gegen Personen dürfen gebraucht werden, um: eine gegenwärtige Gefahr für Leib oder Leben abzuwehren.

Wie wehrt man sich gegen die Polizei?

Zusammenfassung: Polizeimaßnahmen müssen zwar nicht unterstützt werden, man darf jedoch auch keinen aktiven Widerstand leisten. Gegen unrechtmößige Polizeimaßnahmen ist eine Verteidigung im Rahmen des Notwehrrechts erlaubt.

Was ist unter erforderlicher Verteidigung im Sinne des 32 StGB zu verstehen?

Notwehr ist diejenige Verteidigung, welche erforderlich ist, um einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. Mit § 32 StGB – bis auf den Ausdruck „Handlung“ statt „Tat“ in Abs. 1 – wörtlich übereinstimmend § 15 OWiG.

Was ist das mildeste Mittel?

Als relativ mildestes Mittel gilt dasjenige Mittel, dass bei gleicher Wirksamkeit zur endgültigen Abwehr des Angriffs den geringsten Schaden anrichtet. Mit anderen Worten: es ist das mildeste Mittel zu wählen, das den Angriff sicher und endgültig abwehren kann.

Ist Diebstahl ein Angriff?

Der Angriff muss unmittelbar bevorstehen, begonnen haben oder noch fortdauern. Die Tat darf also noch nicht beendet sein. Beispiel: Beim Diebstahl ist der Angriff noch gegenwärtig, wenn die Beute zwar erlangt wurde, aber noch nicht gesichert ist.

Ist eine Beleidigung ein Angriff?

Vor 1973 betrachtete die Rechtsprechung regelmäßig sexualbezogene Angriffe als Beleidigung, auch wenn sie den Tatbestand eines Sexualdelikts nicht erfüllten.

Wann beginnt ein Angriff?

Der Angriff steht dann unmittelbar bevor, wenn der Täter im Sinne von § 22 StGB unmittelbar zur Ausfüh- rung des Angriffs ansetzt (strenge Versuchslösung) (so Kühl, Jura 1993, S. 61; Günther, in: SK, § 32, Rn. 69).

Kann man sich selbst verteidigen?

Selbstverteidigung vor Gericht, ist das überhaupt möglich? Grundsätzlich kann man sich vor dem Amtsgericht selbst verteidigen, wenn der Tatvorwurf ein Vergehen ist, das heißt bei Straftaten, für welche das Gesetz als Mindeststrafe Freiheitsstrafe unter einem Jahr vorsieht.

Bis wann ist es Selbstverteidigung?

Bei Selbstverteidigung ist die Definition im BGB festgehalten. Dabei muss der Angriff unmittelbar geschehen, bevorstehen oder andauern. Keinesfalls darf er schon eine gewisse Zeit zurückliegen. Je nachdem, welche Taktik Sie zur Selbstverteidigung anwenden, muss diese verhältnismäßig und erforderlich sein.

Was darf ich wenn ich angegriffen werde?

Wenn Sie in eine Gewaltsituation geraten und selbst angegriffen werden, sollten Sie laut Bubenitschek am besten wie folgt reagieren:
  1. Rufen Sie laut und deutlich um Hilfe. ...
  2. Rufen Sie die Polizei unter 110. ...
  3. Bauen Sie Distanz zum Täter auf. ...
  4. Verhalten Sie sich deeskalierend. ...
  5. Bitten Sie um Mithilfe.

Wo ist der Unterschied zwischen Notwehr und Notstand?

Einerseits bedingt die Notwehr einen unrechtmässigen Angriff, was beim Notstand nicht gegeben sein muss und häufig auch nicht der Fall ist. Beim Notstand muss lediglich eine Gefahr für ein Rechtsgut gegeben sein, woraus sich diese begründet, ist unerheblich.

Ist provozieren strafbar?

Bislang entsprach es der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, dass eine unzulässige Tatprovokation keine Unverwertbarkeit und auch kein Verfahrenshindernis nach sich zieht, sondern nur im Rahmen der Strafzumessung zu berücksichtigen ist.